DAS ZWERGGECKO-FORUM

Hallo,
Habe mich hier angemeldet, weil ich die Entstehung meines ersten Selbstbau-Terrariums, meines bisher größten Terrariums und meines ersten halbwegs geobotanisch korrekten Terrariums dokumentieren wollte.

Ich halte nun seit fast einem Jahr 1.2 Lygodactylus kimhowelli und habe auch bereits Nachwuchs großgezogen - mit wechselndem Erfolg. Als kurz vor Weihnachten endlich die finanziellen Mittel gegeben waren, stand fest: die Dreiergruppe sollte aus 60x30x60 in was Größeres umziehen. Schnell verwarf ich die Idee eines 40x40x80 - Terrariums, das einfach aus einem alten Aquarium umgebaut werden könnte, zugunsten eines kompletten Selbstbaus. Dieser sollte die Maße von 80x50x100 haben und nicht einfach nur ein Terrarium, sondern der definierende Blickfang des Zimmers werden.

Ich entschied mich, das Terrarium aus 6mm starken PE-Platten zu bauen, die sowohl verschraubt als auch mit Silikon verbunden wurden. Das Schrauben erwies sich als denkbar einfach, es war noch nicht mal ein Akkuschrauber notwendig. Wer diese Idee so übernehmen will, dem empfehle ich zudem stützende Holzleisten oder Aluprofile an den Ecken anzubringen. Die Konstruktion verzieht sich sonst, da das PE doch recht flexibel ist. Ich musste das auf die harte Tour lernen und alles nachträglich anbringen.

Vorteile von PE: relativ leicht, bruchsicher, wasser- und UV-beständig, lebensmittelecht. Man muss es nicht lackieren wie Holzterrarium, bei dem der Lack dann evtl.feine Risse kriegt und Feuchtigkeit einlässt. Es ist nicht so empfindlich wie Styropor.

Die Beleuchtung sollte aus einer Bright Sun Desert 70W und einer T5 HO 24W bestehen. In den Morgen- und Abendstunden sollte die Bright Sun ruhen und zwei 35W Halogenspots zur T5 zugeschaltet werden, die mit ihren 3500K Sonnenauf- und Untergang simulieren.

Da ich in meinem letzten Terrarium die Erfahrung gemacht habe, dass L. kimhowelli knorrigen Ästen und rauhen, strukturierten Rindenstücken stets den Vorzug vor glatten Bambusrohren und Sanseverienblättern gibt, sollten die Letzteren komplett wegfallen. Ich habe meine kimhowellis den Bambus nur zur Eiablage nutzen sehen, und die Sanseverien wurden keines müden Stirnrunzelns bedacht.

Das Terrarium sollte am vermeintlichen Biotop von L. kimhowelli angelehnt sein, dem Stamm dickerer Bäume. Deshalb sollte eine Art Baumstumpf als zentrales Element und Sonnenplatz rein. Die Rück- und Seitenwände wollte ich mit trockenen Rindenstücken verschiedener Größe bekleben, die gröbsten Zwischenräume mit Silikon dichtmachen und mit einem Torf-Sand-Gemisch beflocken. In die oberen Regionen würden ein paar dünnere Äste als "Schnellstraßen" integriert werden. Die Bepflanzung sollte so ostafrikanisch wie möglich und so terrarientauglich wie nötig werden. Zahlreiche Spalten und Löcher in den Rindenstücken würden nicht nur ein einfaches Einsetzen von Epiphyten erlauben, sondern auch Verstecke und Eiablageplätze für die Geckos bilden. Das alles sollte in der Theorie irgendwann wie ein großer, alter, von Epiphyten überwucherter Baumstamm aussehen. Doch bis dahin war es noch sehr viel Arbeit...

... Rindenstücke und Äste in passender Größe hatte ich bereits im März gesammelt und getrocknet. Wenn man an einem größeren Fluss wohnt, ergibt sich immer die Möglichkeit passendes Treibholz aufzusammeln. Dies sind meist dicke Stücke von Weidenrinde und knorrige Äste. Beides ist von den Fluten reingewaschen und von der Sonne ausgebleicht und sieht teils sehr bizarr aus. Außerdem schimmelt es nicht (zumindest bei mir nicht).

Ich habe auch bewusst einige runde Rindenstücke integriert, an denen man noch die Form des Astes erkennt. Diese sollten später als Pflanztöpfe für Epiphyten dienen.

Die Rindenstücke an die Wände zu kleben und die Zwischenräume dichtzumachen hat mit allen Feinarbeiten ca. eine Woche gedauert, wobei ich etwa 3-4 Stunden pro Tag daran gearbeitet habe...

...Im Laufe der Zeit kamen dann noch ein paar weitere Pflanzen dazu, und jetzt sieht es so aus...

Pflanzenportraits I:
Als ich die Pflanzen für das Terrarium zusammengestellt habe, wurde mir schnell klar, dass es ein erstens sehr kostspieliges und zweitens sehr langwieriges Unterfangen werden würde, das Terrarium mit rein ostafrikanischen Endemiten zu besetzen. Deswegen lautete mein Grundsatz zur Pflanzenauswahl: die Pflanze muss auf dem afrikanischen Kontinent vorkommen, sodass es zumindest denkbar sein könnte, ein Exemplar davon als Neophyt oder Kulturpflanze in Ostafrika zu finden.

Rhipsalis baccifera und Rhipsalis baccifera ssp. horrida:
Diese epiphytischen Kakteen sind zwar eigentlich Mittel- und Südamerikaner, kommen jedoch auch in weiten Teilen Afrikas vor. Sie werden sehr gerne beklettert und hängen nach dem Sprühen voll mit Wassertropfen, welche die Geckos gerne abschlecken. Außerdem lieben sie hohe Luftfeuchte.

Asparagus setaceus ssp. pyramidalis:
Ein afrikanischer Zierspargel, der angeblich recht groß werden und rankende Triebe ausbilden soll. Mir gefallen seine gefiederten hellgrünen Triebe sehr gut.

Pflanzenportraits II:

Sanseveria cylindrica:
Sanseverie aus Angola. Mir gefällt diese Sanseverie besser als die breitblättrigen, panaschierten Arten, Außerdem nimmt sie dem Bodenbereich nicht so viel Licht weg. Obwohl sie ganz weit unten wächst, wird sie gerne beklettert.

Dioscorea elephantipes:
Ein Südafrikaner. Diese Pflanze bildet lange Ranken mit kleinen, dichten, sehr hübsch anzuschauenden Blättern. Bei Trockenheit kann sie diese absterben lassen und in ihrer ausdauernden Knolle "übersommern".

Cissus quadrangularis:
Obwohl man es ihm nicht ansieht, handelt es sich bei diesem Gewächs aus Indien und Ostafrika um einen Angehörigen der Weinreben (Vitaceae). Die Pflanze hat stark sukkulente Triebe und so gut wie nie Blätter.

Pflanzenportraits III:

Vanilla planifolia:
Eigentlich ein Mittelamerikaner, aber mittlerweile in vielen Gegenden Afrikas als Kulturpflanze angebaut. Vor der Küste Ostafrikas liegt die Insel Sansibar, eines der größten Anbaugebiete für Vanilleschoten. Diese dekorative, rankende Orchidee wächst sehr schnell und bildet viele Luftwurzeln, wenn die LF hoch genug ist.

Ceropegia linearis cf. woodi:
Eine kleinblättrige, blattsukkulente Hänge- und Rankpflanze aus dem südlichen Afrika. Diese Pflanze verzweigt bei mir sehr stark und bildet momentan zahlreiche neue Triebe. Ich hoffe, dass sie bald das Terrarium überwuchert hat und einen Kontrast zu den eher großblättrigen Pflanzen bildet.

Ceropegia stapeliiformis:
Eine sher bizarre, stammsukkulente Leuchterblume aus Südafrika. Sie scheint auf eher geringe Substratfeuchte zu stehen. Die Triebe der Ceropegia sehen wie lebende, neu austreibende Zweige eines Baumes aus und werden sehr gerne beklettert.

Pflanzenportraits IV:

Chlorophytum spec.:
Wenn man eine rein grüne Grünlilie bekommt, durchaus eine geeignete Terrarienpflanze. Anspruchslos, schnellwüchsig und sowas von afrikanisch. Die panaschierten Formen sehen allerdings echt nach Omas Treppenhaus-Blumenkasten aus.

Sainpaulia ionantha-Hybride:
Noch was aus Omas botanischem Gruselkabinett: Das Usambaraveilchen. Wenn man eine Sorte mit eher kleinen Blüten bekommt, und diese etwas ausdünnt, macht es einen erstaunlich attraktiven Epiphyten. Die Wildformen sind übrigens endemisch in Tansania. Ich habe zwei Usambaraveilchen ins Terrarium gepackt und zahlreiche Blätter mit moosumwickelten Blattstielen direkt in Rindenspalten der Rückwand gestopft. Mal schauen ob die zu Minipflanzen werden.

Auf meinem botanischen Wunschzettel stehen noch:
- Orchideen: diverse Aerangis und Podarcis
- Begonia schulzei
- Ein auch in Afrika vorkommendes Lygopodium
- Ein kleinbleibender afrikanischer Farn

Und die tierischen Bewohner? Fühlen sich anscheinend tierisch wohl! Hatte bisher noch gar nicht gewusst, dass Lygodactylus kimhowelli ohne Anstrengung 30cm weit springen können. Wenn man sie nicht stört, sind sie den ganzen Tag aktiv und sonnen sich mit sichtlichem Genuss im Licht der Bright Sun. Ich kann auch keinerlei Rangeleien wie z.B. gegenseitiges verjagen beobachten, jeder hat genug Platz sich aus dem Weg zu gehen, deshalb sind alle total entspannt.

Wow!! Danke für diesen tollen, ausführlichen und wirklich sehr interessanten Bericht über Dein Projekt!
Bin echt beeindruckt, das Terrarium ist echt schön geworden!
Vielleicht kann sich der ein oder andere Anfänger ein bischen was von Dir bzw. Deinem Bericht abschauen!

Hatte auch schon mal über Usambara-Veilchen im Terrarium nachgedacht... Hab eins geschenkt bekommen, schön kleine lila Blüten... An welche Ecke stellt man das denn am besten, eher "Sonne" oder eher Schatten?
Habe auch eine Grünlilie bei meinen Williamsi drin, aber die grün-weisse. Die wächst bei mir grade nach oben, hängt nicht. Die "willis" klettern bzw. schaukeln auch schon mal auf den Blättern rum. Ausserdem wächst die wie Unkraut! Der kann man beim wachsen zuschauen!
Was bei mir auch toll wächst (und manchmal feuerrot blüht) ist Aeschynanthus, auch Schamblume genannt. Hab aber keine Ahnung wo diese Pflanze herkommt. Die sieht von den Blättern ähnlich aus, wie eine Wachs-/Porzellanblume (Hoya carnosa), aber bekommt leuchtend rote, längliche Blüten. Hatte die erste als Wachsblume gekauft und nicht schlecht gestaunt, als die ersten roten Blüten kamen! Danach hab ich mir noch eine zweite für ein anderes Terrarium geholt. Pepperomia wächst bei mir auch schön.
Was bei mir gar nicht hält ist Ficus pumilla. Die gehen bei mir schneller kaputt, als ich sie im Terrarium hab!

_________________
0.x Jungferngeckos
0.1 Canis Labrador :-)
Klickt Ihr bitte für meinen Wunsch?
http://www.dshini.net/de/spage/f277158e-a8ef-3324-31c3-f5e46a22c9ca
Würd mich freuen, wenn Ihr mich unterstützt! :)

Hallo,
dein Terrarium ist sehr schön geworden! Auch die Artenporträts sind eine Bereicherung.

Mein Lygodactylus williamsi-Terrarium war auch das erste, bei dem ich auf die geografische Herkunft der Pflanzen geachtet hatte. Ich hab Asplenium cf. daucifolium, eine Dracaena-Art (unbestimmt), Saintpaulia pendula, Sansevieria trifasciata und Cissus rotundifolia drin. Anfangs hatte ich eine Zamioculcas zamiifolia drin, aber die wächst zu schnell in die Höhe. Meinen Pandanus musste ich auch wieder entfernen, weil die Blattränder zu sehr stacheln (unangenehm für den Pfleger, die Tiere störte es nicht).
Meine L.williamsi beklettern alle Pflanzen und die Korkäste gleichermaßen, Bambus hab ich nicht drin.

_________________
Gruß Nicole