Moinsen,
Der Absatz im Koalitionsvertrag ist sicherlich ohne großes Nachdenken 1:1 von den uns bekannten Organisationen übernommen worden, ohne vorher die Folgen und Konsequenzen abgeschätzt zu haben. 1. Was heißt exotische Tiere? Betrifft das alle Reptilien, Amphibien und Wirbellose - oder ist davon auch der Guppy, der Wellensittich, der Zebrafink, der Degu und die Wüstenrennmaus betroffen? Und gilt das nicht für die heimische Eidechse? Hier gibt es aber bis jetzt keine Antwort seitens der Politik und bei einer Erklärung zur Definition "exotisch" hat erst Recht keiner eine Antwort drauf. Bezieht sich das auf Domestikation? Oder ein Tier, welches ausschließlich außerhalb der EU heimisch ist? 2. Was heißt Verbot von Wildfängen: ist das auf EU-Ebene überhaupt durchzusetzen, wenn Deutschland hier einen Alleingang macht? Ich denke, verfassungsrechtlich ist das nicht so einfach und der ein oder andere Händler wird sicherlich eine Klage anstrengen, da er im Handel gegenüber anderen Händler aus der EU benachteiligt ist. Ich bin auch gegen eine unkontrollierte Entnahme von Wildtieren, aber ein Verbot wird nicht viel bringen außer vielleicht die Begehrlichkeiten zu wecken und die Preise auf dem Schwarzmarkt in die Höhe treiben. Aber mit strengen Quoten könnte man das vielleicht ein wenig eindämmen und die Leute auch dazu bringen, für ein Kimhowelli NZ-Paar 60 Euro zu zahlen, als lieber für eine WF-Paar 50 Euro auszugeben…..gezogen werden viele Arten mittlerweile sehr gut, so dass man hier die Importe gut reduzieren könnte. Hier setzt auch der 2. Punkt an - die so gefährlichen Zoonosen. Ist ein großes Thema in der EU, auch wenn sicherlich die meisten Zoonosen und den herkömmlichen Haustieren auf den Menschen übertragen werden - Hund und Katze lassen grüßen. Wenn der Import kontrolliert wird, weiss man aber was rein kommt und kann das Zoonose-Risiko viel eher abschätzen als ein generelles Importverbot mit dem daraus bedingten Schwarzmarkt. Und den wird es geben - Heroin und Koks sind auch verboten, dennoch kennt doch eigentlich fasst jeder in seiner Stadt die Orte, an denen man sich damit eindecken kann….. 3. Was ist eine gewerbliche Tierbörse? Für Privatleute okay, aber professionelle Händler müssen ausgeschlossen werden? Heisst, die nächste Terraristika in Hamm findet unter dieser verallgemeinerten Passage auch ohne Buchhändler, Futtermittelhändler, Terrarienbauer und Zubehörverkäufer statt? Darf ich als Privathändler nur eine bestimmte Anzahl an Tiere verkaufen bis ich als gewerblich eingestuft werde? Oder hängt das hier vom Verdienst ab? Und muss ich dann auch nachweisen, was meine Tiere so fressen, wie meine Stromrechnung aussieht, so dass ich trotz des Betrages XY, den ich erziele nicht als gewerblich einzustufen bin, da ich damit vielleicht gerade so meine Kosten decke - diese aber niemanden interessieren?
Die Lösung? Gute Frage. Ich denke, dass verpflichtende Care-Sheets bei der Abgabe von Tieren sicherlich ein Anfang wären - wie sie auch in Hamm ab März verpflichtend gefordert werden. So kann jeder direkt Infos über die Haltung zu dem Tier erhalten und bei der Angabe von Literatur weiss man auch direkt, was man sich am besten zu lesen einpacken sollte. Diese Care-Sheets sollte es aber für ALLE Tiere und nicht nur Exoten geben - wie viele Kaninchen sitzen noch mit Meerschweinchen in einem Gehege….? Artgerecht ist das auch nicht. Beeinflussung von Tierschutzvereinen - der ist sicherlich zu groß. Aber von Seiten der Tierhalter kommt da bisher leider zu wenig - sind ja nur die "Exoten" betroffen. Aber es gibt mittlerweile glücklicherweise den ein oder anderen Verein (DGHT, BNA; etc…), der sich hier einschaltet und was dagegen tun will - also engagiert Euch und gebt den Tierhaltern eine hörbare und qualifizierte Stimme. Das pauschalisierte Gepoltere der uns bekannten Organisationen und deren Einfluss war schon viel zu erfolgreich. Der Reptilienführerschein ist sicherlich ein guter Weg, aber ob der direkt für alle Arten verpflichtend sein sollte, wage ich zu bezweifeln, denn entweder werden sehr spezielle Tests gebraucht, oder der Test ist sehr allgemein, so dass es schwierig sein könnte, ihn in unterschiedliche Klassen einzuteilen. Aber ich bin definitiv dafür, bei den sogenannten "Gefahrtieren" einen Reptilienführerschein verpflichtend zu machen. Gleiches gilt für die Meldepflicht - die Behörden haben gar nicht die Kapazität, jeden Exot in einer Datenbank zu verwalten. Da wäre der Aufwand bei einigen Zwerggeckos, Bartagamen, etc schon riesig. Aber ich bin dafür dass die Meldepflicht von Geschützen Arten (Anhang A und B) auf "Gefahrtiere" ausgedehnt wird, so dass die Halter von z.B. Giftschlangen erfasst sind.
Insofern kann ich mich Frodo nur anschließen und bin gespannt, was andere in diesem Forum so denken…….
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