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BeitragVerfasst: 05.02.2016, 14:29 
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Registriert: 12.10.2010, 20:31
Beiträge: 25
Achtung: Viel Text ;)

Hallo zusammen,

ich möchte Euch mal ein bisschen was über meine bisherigen Haltungserfahrungen mit Lygodactylus picturatus.
Ursprünglich komme ich eigentlich aus Richtung der Vogelspinnen- und Wirbellosenhalter.
Auf der Ulmer Reptilienbörse im März 2007 war ich auch mit unserem Vogelspinnenstammtisch dort. Später am Tag kam dann auch noch meine Frau dazu und wir schauten uns gemeinsam auf der Börse um. Und dabei verliebte sie sich in den Gelbkopfzwerggecko Lygodactylus picturatus. Nach einigem Überlegen und Rücksprache mit befreundeten Geckoexperten haben wir uns dann zwei Weibchen mitgenommen (Männchen waren zu dem Zeitpunkt leider keine mehr verfügbar). Diese waren dann nicht nur meine ersten Geckos sondern auch meine ersten Reptilien überhaupt. Ich muss aber gleich dazu sagen, dass ich mich auch vorher schon als durchaus nicht unerfahrenen Tierhalter (Fische, Insekten, Vogelspinnen, Säuger, Amphibien) bezeichnet hätte und auch gute Kontakte unterhielt. So hatte ich dann auch recht schnell die erforderliche Erstausstattung beisammen.
Die beiden Weibchen waren ausgewachsen und offensichtlich Wildfänge, was an vorhandenen Blutmilben erkennbar war, eines hatte ein Schwanzregenerat. Die erste Zeit wurden sie in Quarantäne gehalten, in einem 30 x 30 x 40 (l x b x h) Becken mit Küchentüchern, Toilettenpapierrollen und Ästen als Einrichtung. Das Becken wurde mit UV Anteil beleuchtet und war sehr trocken gehalten (Tränke war aber vorhanden) und die Einrichtung wurde ein- bis zweimal in der Woche komplett ausgetauscht. Mit der Zeit wurden die Blutmilben erkennbar weniger und verschwanden dann mit der Zeit komplett.
Im April konnte ich dann auf der Reptilienbörse in Kötz/Burtenbach einen passenden Mann dazu finden. Dieser wurde dann unter identischen Bedingungen in einem separaten Becken gehalten.
Nach drei bis vier Monaten konnte ich dann günstig ein 60 x 40 x 40 Becken inkl. passender Rückwand bekommen.
Ich weiß, es werden normalerweise Becken empfohlen, die höher als breit sind aber bei mir hat sich dies so gut bewährt. Die Rückwand endet ca. 5-6 cm unter der Deckscheibe und bildet dort einen Absatz. Dies ist der Lieblingsplatz aller Tiere, da sie von hier aus eine gute Übersicht über das Becken und den Raum davor haben. Durch die Beckenbreite von 60 cm haben hier auch alle Tiere gleichzeitig Platz.
Das Becken ist folgendermaßen eingerichtet:
Bodengrund: Lehmsandgemisch (die Tiere halten sich eh selten dort auf)
Strukturierte Kunststoff-Fertigrückwand
Äste und offene Bambusstäbe als Kletter- und Eiablagemöglichkeit
2-3 Pflanzen (Sansevieria, Tillandsia u. ä.) Diese wurden teilweise aufgrund ihrer spezifischen Haltbarkeit ausgetauscht bzw. ersetzt.
Zur Rückwand hin verläuft über die gesamte Länge des Beckens eine Aufschüttung von kleinen Korkbruchstücken zur Vergrößerung des nutzbaren Raums und als Versteckmöglichkeit
Beleuchtung durch eine innerhalb des Beckens angebrachte ReptiGlo 5.0 Röhre mit UV Anteil. Es hat hier noch nie Verbrennungen bei den Tieren gegeben. Nach Ausschalten wird sie allerdings gerne noch zum Aufwärmen genutzt.

In diesem Becken wurden die 1.2 dann vergesellschaftet.
Anfangs waren beide Weibchen dominant über das Männchen, das hat sich mittlerweile etwas ausgeglichen, v. a. da er auch noch ein gutes Stück gewachsen ist. Er ist aber über die ganze Zeit hinweg deutlich scheuer als die Weibchen geblieben (ein Erfahrung, die ich mittlerweile bei anderen Zwerggeckoarten ebenfalls machen konnte).
Als Futter dienen die bekannten Arten (Mikrogrillen, kleine Heimchen, Drosophila, Ofenfische, zeitweise auch Bohnenkäfer), eingestäubt mit Mineralpulver. Gesprüht wird ein- bis zweimal in der Woche. Trinkwasser steht immer zur Verfügung.
Die Tiere haben relativ bald mit der Eiablage angefangen. Dazu wurden v. a. die Bambusröhren aber auch Lücken in den Korkstücken verwendet.
Die ersten Jungtiere wurden von mir noch heraus gefangen und separat aufgezogen. Dabei zeigte sich eine gewisse Empfindlichkeit, auch bedingt durch ihre Winzigkeit. Besserung gab es hier teilweise, wenn die Jungtiere die Möglichkeit hatten, frischen Kot der Eltern aufzunehmen. Es sind aber auch regelmäßig Jungtiere im Behälter der Eltern groß geworden. Durch die Temperaturverhältnisse im Becken waren dies dann aber hauptsächlich Männchen. Mit ihrem Vater hatten diese keine großen Probleme. Teilweise waren 3-4 subadulte und adulte Männchen vorhanden. Dies ging aber nur solange gut, bis sie einmal aus dem Becken herausgenommen wurden (z. B. um sie auf einer Börse anzubieten). Ein Zurücksetzen war dann i. d. R. nicht mehr möglich. Bei separat inkubierten Eiern war das Geschlechterverhältnis (bei ca. 26 °C) ausgeglichen. Mittlerweile entnehme ich die Eier bzw. Jungtiere frühzeitig.
Leider ist die Nachfrage nach den Tiere relativ gering. Sie kommen immer noch in große Mengen sehr billig ins Land und die Leute sind oft genug leider nicht bereit für nachgezüchtete Tiere auch nur das zu zahlen, was sie für Wildfänge unbekannten Alters und Gesundheitszustandes zahlen würden.

Warum ich das jetzt alles geschrieben habe?
Vor zwei Tagen ist nun eines der beiden Weibchen bei mir gestorben, nachdem es über ein paar Tage immer stärker abgebaut hat. Es war bei mir also fast 9 Jahre in Haltung und wurde somit, da ich es bereits ausgewachsen bekommen habe, mindestens 9 ½ bis 10 Jahre alt.
Das andere Weibchen wie auch das Männchen sind immer noch sehr aktiv und zeigen m. E. auch noch keine großen Alterserscheinungen. Letzte Woche habe ich erst wieder zwei Jungtiere heraus gefangen. Das Weibchen mit Schwanzregenerat ist demnach offensichtlich immer noch fortpflanzungsfähig, ebenso das Männchen.
Ich finde es erstaunlich, wie alt so kleine Wesen werden können. In der Natur dürfte wahrscheinlich nach max. 2-3 Jahren Schluss sein.
Hat von Euch jemand schon ähnliche Erfahrungen gemacht?


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BeitragVerfasst: 06.02.2016, 08:56 
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Registriert: 20.02.2013, 16:28
Beiträge: 16
Wow, ich finde es super dass so ein ausführlicher haltungs-/ Erfahrungsbericht geteilt wird, vielen Dank dafür! (Daumenhochsmiley)


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BeitragVerfasst: 11.02.2016, 17:46 
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Registriert: 10.05.2008, 14:34
Beiträge: 726
Wohnort: Leipzig
Hallo Jürgen,
Vielen Dank für deinen super Erfahrungsbericht. Ich wusste gar nicht dass du bereits derart lange Geckos pflegst ;)
Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie alt diese kleinen Biester in Gefangenschaft werden. Meine kimhowelli sind 2007 als adulte WF importiert worden. Das Weibchen ist letztes Jahr gestorben und das Männchen lebt noch fröhlich vor sich hin (aber mittlerweile nicht mehr bei mir).
Viele Grüße
Dennis


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