Rückwandgestaltung


Vielerorts wird zu einer Verkleidung der Rück- und Seitenwände des Terrariums angeraten, aber warum sollte man sich an diese teilweise mühevolle Arbeit machen? Auf diese Frage gibt es viele Antworten. Einerseits bietet es den Tieren Schutz, da das Terrarium nicht von allen Seiten offen ist und sich somit die Pfleglinge vor den Augen des Betrachters zurückziehen können. Weiterhin erhöhen verkleidete Wände die nutzbare Bewegungsfläche um ein Vielfaches - gerade bei Arten die nicht dazu befähigt sind, an Scheiben zu laufen. Außerdem wird der Schauwert des Terrariums enorm erhöht, so dass selbst lediglich geduldete Terrarien plötzlich ohne Einwände im Wohnbereich stehen dürfen. Natürlich seien auch die Nachteile genannt. Einerseits muss man ein wenig Arbeitsaufwand leisten und gute Ideen zur Umsetzung haben, damit das Terrarium zur Augenweide wird. Anderseits lassen sich modellierte Wände im Krankheitsfall schlechter desinfizieren.
Zur Gestaltung einer möglichst natürlichen Rückwand sollte man sich zuerst Anregungen aus der Natur holen. Betrachtet man Fotos von Abbruchkanten, Felshängen, Brettwurzelbäumen oder fährt selbst in die Habitate, so bekommt man sicher einen ersten Eindruck, wie das Terrarium später aussehen sollte. Nun geht es daran, den Unterbau zu gestalten. Hierfür eignen sich verschiedene leichte Materialien, die gut zu verarbeiten sein sollten, lange haltbar sein müssen und keine giftigen Substanzen abgeben dürfen. Als solche hat sich einerseits Styropor bewährt, welches leicht, günstig und gut zu verarbeiten ist. Als Nachteil von Styropor ist zu nennen, dass sich Futtertiere in dieses hineinfressen und die komplette Rückwand aushöhlen können. Die Platten werden mit Silikon an die Wände geklebt und können mit einem Messer gearbeitet werden. Feine Details lassen sich mit einem Lötkolben einarbeiten. Um dem fertigen Unterbau das körnige Styroporaussehen zu nehmen und die Oberfläche zu festigen schwenkt man im Anschluss einen Heißluftföhn kurz über die Oberflächen. Andererseits lässt sich der Unterbau aus Styrodur gestalten. Diese Hartschaumplatten sind fester, als Styropor und daher auch belastbarer. Die Bearbeitung lässt sich gut mit einem Messer vollführen. Mit Styrodur lassen sich aufgrund der Materialeigenschaften gut Felsspalten und ähnlich schmale Spalten kreieren. Größere Futtertiere sollen sich auch in dieses Material hineinfressen (was bei mir noch nie geschehen ist). Beide bisher genannten Materialien sind in jedem guten Baumarkt für wenig Geld zu bekommen. Als dritte Alternative hat sich Foamglas bewährt. Dieses sind Dämmstoffplatten, die in unterschiedlichen Stärken zu beziehen sind. Sie sind, wie die beiden vorherigen Baustoffe, ungiftig für Tiere und Pflanzen. Auch diese Platten lassen sich an die Wände kleben und mit einem Messer bearbeiten. Ein großer Vorteil ist, dass sich in Foamglas keine Futtertiere fressen können. Dem gegenüber stehen die schlechte Verfügbarkeit (nur über spezielle Händler) und ein hoher Preis.
Sobald der Unterbau geformt ist, kann man mit der Beschichtung anfangen. Plant man eine Felsimitation so bietet sich der Einsatz von Flex-Fliesenkleber oder Dichtschlämme an. Beide Materialien sind im Baumarkt erhältlich und müssen mit Wasser angerührt werden. Dichtschlämme ist zudem trinkwassergeeignet, was diese Masse besonders empfehlenswert macht. Die Farbe der angerührten Kleber ist (fels-)grau, beim Anrühren lassen sie sich allerdings nach Belieben einfärben. Hierzu nimmt man Abtönfarbe oder Abtönkonzentrate aus dem Baumarkt. Färbt man nicht die komplette Masse ein, sondern setzt nur punktuelle Farbakzente, die man nicht komplett einrührt, so erhält man sehr natürlich wirkende Rückwände, die, genau wie in der Natur, unterschiedliche Farbtöne aufweisen. Die angerührten Massen werden auf den vorbereiteten Unterbau etwa 0,5 cm dick aufgetragen. Dieses geschieht am besten mit den Händen (Gummihandschuhe tragen), damit man alle Ecken erreicht. In diese Massen können nun Hölzer, Wurzeln oder Steine eingedrückt werden. Außerdem lassen sich auf das frische Material verschiedenfarbige Sande und Erden aufstreuen, die dort haften bleiben und wodurch im trockenen Zustand das Material nicht glänzt. Ein gleichmäßiges Aufbringen der Substrate wirkt übrigens nicht natürlich. Besser ist es durch verschiedene Farben (max. 2-3 unterschiedliche pro Terrarium) bestimmte Formen oder Details hervorzuheben. Nach etwa einer Woche ist die Rückwand abgetrocknet und nachdem sie gründlich abgespült wurde, können die Tiere einziehen.
Plant man detailreichere und leichtere Rückwände zu gestalten, so kann man auf Lastogum zurückgreifen. Hierbei handelt es sich eine Dichtungsmasse, welche ebenfalls in jedem guten Baumarkt zu beziehen ist. Diese lässt sich auch mit Abtönfarbe oder –konzentrat einfärben. Auf den Unterbau wird die Masse mit einem Pinsel aufgebracht. Im feuchten Zustand muss nun sofort trockener(!) Sand , Erde oder Humus aufgebracht werden. Auch hierbei können natürlich verschiedenfarbige Substrate benutzt werden und auch Wurzeln, Äste und Steine können eingearbeitet werden. Die fertig gestalteten Wände sind ebenfalls nach einer Woche trocken und nun kann bereits der Tierbesatz stattfinden. Lastogum eignet sich auch sehr gut zur Beschichtung von gestalteten Brettwurzeln oder anderen künstlichen Dekorationselementen. In diesen Fall sorgt das Aufbringen von braunem Kokoshumus für ein natürliches Aussehen.
Mit den beschriebenen Materialien, die fast alle im Baumarkt um die Ecke erhältlich sind, lassen sich wunderschöne, natürliche Rückwände gestalten. Mit ein wenig Aufwand, Ideenreichtum und wenig Geld kann so jeder sein eigenes kleines Biotop für die heimischen Pfleglinge schaffen.

Text: Dennis Hluschi, Leipzig

Fotos: Dennis Hluschi, Leipzig und Peter Baldamus, Pirna

Modellierter Unterbau aus Styropor

Rückwand mit eingearbeiteter Wurzel

Habitat of Gonatodes a. fuscus, Cuba

Styroporunterbau mit Polyurethanbeschichtung

Rückwände gestaltet aus Fliesenkleber mit eingearbeiteten echten Steinen

Trockenterrarium, Rückwand beschichtet mit Dichtschlämme

Felswand aus Foamglas und künstlicher Baum beschichtet mit Lastogum