Lygodactylus williamsi


(LOVERIDGE, 1952)


Verbreitung:


Als Mikroendemit bewohnt Lygodactylus williamsi ausschließlich den weniger als 4 km² großen Kimbosa Forest und nahegelegene kleine Gebiete, namentlich Ruvu Forest Reserve (DOGGART et al., 2001), Mbagalala und Muhalama (WEINSHEIMER et al., 2010).

Beschreibung:


Männchen von Lygodactylus williamsi erreichen eine Gesamtlänge von 8,5 cm, Weibchen bleiben geringfügig kleiner. Es handelt sich bei dieser Art um einen der schönsten Vertreter seiner Gattung. Beide Geschlechter ziert ein schwarzes Band von der Schnauze durch die Augen bis zum Hals. Auf dem Kopf verläuft eine zweite, V-förmige Linie parallel zur ersten. Dorsal über den Vorderbeinen befindet sich ein aus mehreren Punkten zusammengesetzter Fleck. Die Grundfarbe der Männchen ist ein leuchtendes blau, welches sich über den ganzen Körper bis zur Schwanzspitze zieht. Ventral sind sie orange gefärbt und die Kehle deutlich schwarz. Zwischen den Hinterbeinen befinden sich beim Männchen 7 Präanalporen. Weiterhin sind diese an einer verdickten Schwanzwurzel zu erkennen. Die Weibchen sind golden gefärbt. Zum Bauch hin geht das Gold ins blau-grüne über. Ventral sind sie hellgelb und die Kehle ist grünlich mit einem verwaschenen, dunklen Muster. Jungtiere sehen bis zur Geschlechtsreife aus wie Weibchen, sind jedoch relativ früh an den Präanalporen zu erkennen. Wie alle Arten der Gattung Lygodactylus verfügt Lygodactylus williamsi über Haftlamellen sowohl an den Zehen, als auch an der Schwanzspitze und ist zur Autotomie des Schwanzes befähigt.
Lygodactylus williamsi ist von der IUCN auf der roten Liste als vom Aussterben (Critically endangered) gelistet. Seit dem 20. Dezember 2014 ist die Art in der EU-Artenschutz-VO (EG) Nr. 338/97 in Anhang B gelistet. Somit muss jeder Halter der Art seine Tiere sowie alle Nachzuchten bei der zuständigen Artenschutzbehörde melden! Bei der Weitergabe der Tiere oder deren Nachzuchten muss ein Herkunftsnachweis an den neuen Pfleger ausgehändigt werden und dieser hat die Tiere umgänglich bei seiner Behörde anzumelden.

Lebensräume:


Beim Kimbosa Forest handelt es sich um einen weitestgehend natürlichen Tieflandregenwald mit einem Kronendach in 20 m Höhe. Dieses wird teilweise von emergent trees mit einer Höhe von bis zu 40 m durchbrochen. Epiphyten sind in Form von großen Farnen (Platycerium spp., Davallia spp., Asplenium nidus) und Orchideen der Gattungen Aerangis, Angraecum und Bulbophyllum vorhanden.
Das Klima ist ozeanisch geprägt (geringe Tag/Nacht Schwankungen). Die Temperaturen erreichen im Dezember einen Durchschnitt von 28 °C, während sie in der Zeit von Mai bis August niedriger sind (Durchschnitt im Juli: 23,5 °C). Die jährliche Niederschlagsmenge ist mit 1683 mm recht hoch. Eine Trockenzeit ist von Juni bis August zu verzeichnen.
Die Tiere halten sich ausschließlich an Schraubenbäumen der Art Pandanus rabaiensis auf, welche im Kimbosa Forest eine Fläche von 17,6 % bedecken, von welchen allerdings nur 52 % als Habitat für Lygodactylus williamsi geeignet sind (WEINSHEIMER et al., 2010). Von selbigen Autoren wurde eine Gesamtpopulationsgröße von lediglich 93000 bis 467000 Exemplaren errechnet. Von der Ursprungspopulation seien nachweislich durch eine (!) Fängergruppe innerhalb der letzten 4,5 Jahre 8 – 40 % für den Heimtiermarkt abgesammelt! Weitere Fängergruppen sind ebenfalls vor Ort, deren Fangausbeute nicht bekannt ist.
Seit Dezember 2014 ist Lygodactylus williamsi in der Europäischen Union unter Schutz gestellt, wodurch glücklicherweise in die EU keine Wildfänge mehr importiert werden.

Haltung und Zucht:


Aufgrund seiner geringen Größe ist ein Pärchen von Lygodactylus williamsi bereits in Terrarien ab einer Größe von 40x 40x 60 cm (L x B x H) zu halten, wobei nach oben keine Grenzen gesetzt sind. Eine Gruppenhaltung funktioniert in größeren Terrarien in den meisten Fällen problemlos, solange sich nur ein Männchen in der Gruppe befindet. Die Seitenwände des Terrariums sind mit Naturkorkplatten verkleidet, an denen kleinbleibende Orchideen der Gattungen Bulbophyllum, Angraecum und Aerangis befestigt werden können. Der Bodengrund besteht aus einem Sand/Kokoshumus Gemisch, in das Sanseverien direkt eingepflanzt sind. Als Kletteräste dienen Stängelsegmente von Reynoutria japonica sowie Korkeichenäste. Lygodactylus williamsi hält sich gerne auf der rauhen Rinde des Korks auf. Ein Wasserschälchen und eines mit Kalk vervollständigen die Einrichtung des Terrariums.
Eine optimale Beleuchtung ist wichtig für das Wohlbefinden von Lygodactylus williamsi. Hierzu eignen sich T5- Röhren (LF 860 oder besser Vollspektrumröhren) in Kombination mit Halogenspots. Zusätzlich sollten UV- abgebende Leuchtmittel nicht fehlen. In letzter Zeit hat sich die Bright Sun UV Dessert als optimales Leuchtmittel erwiesen. Für flache Terrarien sind Arcadia D3 Leuchtstoffröhren als UV Beleuchtung gut geeignet. Diese sollten, wie auch die Bright Sun UV Dessert, nach spätestens einem Jahr (besser bereits nach einem halben Jahr) gewechselt werden, um eine gleichbleibend hochwertige UV-Beleuchtung sicherzustellen. Die eingesetzte Beleuchtung und Wattstärke sollte so gewählt werden, dass das Terrarium auf Temperaturen um 26-28 °C erhitzt wird, unter den - über die Mittagszeit zugeschalteten - Wärmespots werden Temperaturen von 32- 34 °C erzielt. Nachts sinken die Temperaturen im Terrarium durch Ausschalten der Beleuchtung auf 22 °C ab. Tägliches kurzes Sprühen (1x morgens und 1x abends) des Terrariums erhöht die Luftfeuchtigkeit auf Werte zwischen 70 und 80 %. In der Mittagszeit sinkt sie auf etwa 50 %, was nicht durch sofortiges Sprühen kompensiert werden sollte. Eine dauerhaft feuchte Haltung ist schädlich für die Tiere! Den natürlichen Bedingungen folgend, wäre eine kühlere Trockenzeit in den Monaten von Mai bis August optimal. Sollte dieses durch zu hohe sommerliche Außentemperaturen nicht möglich sein, kann man versuchen die Tiere an eine kühle, trockene Phase im Winter zu gewöhnen.
Lygodactylus williamsi wird 2- 3 x pro Woche mit Arthropoden in geeigneter Größe gefüttert. Alle Futtertiere werden abwechselnd mit einem Vitamin/Mineralstoff Präparat, wie Korvimin ZVT+Reptil oder Herpetal und geriebener Sepiaschale bestäubt. Weiterhin wird gerne Fruchtbrei in den Geschmacksrichtungen Pfirsich/Maracuja oder Banane geleckt. Um einer Verfettung vorzubeugen wird nur alle 2 Wochen Fruchtbrei angeboten. Auch der gereichte Fruchtbrei wird mit Mineralstoff-Präparaten aufgewertet.
Die Weibchen von Lygodactylus williamsi kleben in der Fortpflanzungsperiode, etwa alle 2-4 Wochen, ein Doppelgelege an die Einrichtung. Sofern möglich, sollten die Eier zur besseren Kontrolle in einen Inkubator überführt werden, obwohl die Eltern den Jungtieren nicht gezielt nachstellen sollen. Bei einer Inkubationstemperatur von 27 °C schlüpfen die Jungtiere nach 61- 68 Tagen mit einer Gesamtlänge von 2,6 - 2,9 cm. Mittlerweile hat sich gezeigt, dass bei Temperaturen um 27 °C überwiegend Männchen schlüpfen. Erst bei Inkubationstemperaturen um 24 °C schlüpfen mehr Weibchen als Männchen. Derart niedrige Temperaturen sind meist nur in der kühlen Jahreszeit im Terrarium zu erreichen. Im Hochsommer empfiehlt sich der Einsatz eines kühlenden Inkubators, damit das Geschlechtsverhältnis in Richtung Weibchen verschoben ist. Bei 24 °C inkubieren die Gelege entsprechend länger. Ein Schlupf erfolgt erst nach etwa 90 Tagen.
Die Jungtiere können die erste Zeit gemeinsam in kleinen Terrarien, die entsprechend derer der adulten Tiere eingerichtet sind, aufgezogen werden. Gefüttert wird mit bestäubten Grillen, Ofenfischchen und Asseln in geeigneter Größe und kleinen Wachsmottenlarven. Alle zwei Wochen wird Fruchtbrei mit einem Mineralstoff/Vitamin Pulver versetzt, angeboten. Beleuchtet wird 12 Stunden täglich. Eine UV Versorgung sollte bei der Aufzucht nicht fehlen. Hier hat sich der Einsatz von Arcadia D3 Röhren bestens bewährt. Ebenfalls sollte ein kleiner Spotstrahler nicht fehlen. Unter diesen Bedingungen kann ab einem Alter von 4-5 Monaten das Geschlecht bestimmt werden und die Geschlechtsreife wird nach etwa 10-12 Monaten erreicht.
Lygodactylus williamsi ist eine einfach zu pflegende Art, die im Terrarium äußerst zutraulich wird und durch ihr neugieriges Wesen einen sehr interessanten Pflegling darstellt. Mittlerweile wird Lygodactylus williamsi regelmäßig nachgezüchtet, so dass keinesfalls Wildfänge erworben werden sollten, um die bereits stark dezimierte natürliche Population zu erhalten!

Literatur:


- Doggart, N., Lovett, J., Mhoro, B., Kiure, J. & Burgess, N.D. (2001) Biodiversity Surveys in Eleven Forest Reserves in the Vicinity of the Uluguru Mountains. Wildlife Conservation Society of Tanzania, Morogoro.
- WEINSHEIMER, F., M. FLECKS, W. BÖHME and D. RÖDDER. 2010. Projektvorstellung – Die Herpetofauna des Kimboza Forest in Tansania unter besonderer Berücksichtigung des Türkisen Zwerggeckos Lygodactylus williamsi: Populationsabschätzung und Verbreitungsstudie eines bedrohten Endemits. Elaphe 1: 17-20.

Text und Fotos: Dennis Hluschi, Leipzig

Lygodactylus williamsi (Male)

Lygodactylus williamsi (Male)

Lygodactylus williamsi (Female)

Lygodactylus williamsi (Female)

Lygodactylus williamsi (Male ventral)

Lygodactylus williamsi (Female ventral)

Lygodactylus williamsi (Hatchling)

Lygodactylus williamsi (Hatchling ventral)

Lygodactylus williamsi (Juvenile)

Lygodactylus williamsi (Pandanus)

Lygodactylus williamsi (Terrarium)