Gonatodes antillensis


(LIDTH DE JEUDE, 1887)


Verbreitung:


Vorgelagerte Inseln Nord-Venezuelas (Orchilla, Las Aves, Los Roques) sowie Bonaire, Curacao und Aruba.

Beschreibung:


Gonatodes antillensis ist mit einer Kopf-Rumpf-Länge von 33 bis 38 mm (BENNETT & GORMAN, 1979) und somit einer Gesamtlänge von etwa 70 mm eine der kleinsten Arten der Gattung Gonatodes. Die Geschlechter unterscheiden sich nicht in der Größe, jedoch ist der Geschlechtsdichromatismus bei dieser Art stark ausgeprägt. Die Männchen zeigen eine hellgraue Grundfarbe und der Kopf ist leuchtend gelb gefärbt. Der Schwanz wird zur Spitze hin dunkler. Bei dieser Gonatodes-Art sind auch die Weibchen ein wahrer Augenschmaus: Auf hellem beigefarbenen, fast weißen Grund verlaufen dunkel-braune verwaschene Bänder über den Rücken. Am Hals verläuft ein dünnes weißes Band. Auf dem Kopf befindet sich zwei schwarze U‑förmige Zeichnungselemente, die durch das Auge verlaufen und sich an der Schnauze vereinen. Der Schwanz ist kontrastreich gebändert. Jungtiere zeigen Farbe und Muster der Weibchen, färben allerdings ab einem Alter von drei Monaten um, sofern es sich um männliche Nachkommen handelt.
Eine Besonderheit sind die schlitzförmigen Pupillen, was sie als nachtaktiv ausweist. Die Zehen sind mit Krallen besetzt und die Haftlamellen stark reduziert, so dass den Tieren das Klettern an Glas verwehrt bleibt.

Lebensräume:


Das Klima auf den Südamerika vorgelagerten Inseln unterscheidet sich stark von den anderen karibischen Inseln. Es ist heiß und trocken: Die Temperaturen steigen im Durchschnitt tagsüber im Sommer auf nahezu 34°C und im Winter auf immerhin 30°C. Nachts sinken die Temperaturen im ganzen Jahr auf etwa 25°C. In den Sommermonaten fällt wenig Niederschlag, lediglich in den Wintermonaten Oktober bis Januar steigt die Niederschlagsmenge auf durchschnittlich 60-70 mm (Quelle: Klimadiagramm Oranjestad, Aruba).
Gonatodes antillensis kommt dort in trockener Vegetation, in der Laubstreu, zwischen und unter Steinen vor (BENNETT & GORMAN, 1979). Aber auch Spalten in Bäumen und Ritzen in Mauern und Hauswänden werden besiedelt. In der Natur beginnt die Aktivitätszeit mit der Dämmerung und endet mit Sonnenaufgang. Tagsüber beträgt die Körpertemperatur im Durchschnitt 34,5°C, wodurch Rückschlüsse auf ebenso warme Temperaturen im Mikrohabitat gezogen werden können. Nachts sinkt ihre Körpertemperatur auf 27°C. Sie ernähren sich hauptsächlich von Insektenlarven. Die Populationsdichte ist sehr hoch, für Bonaire ist diese mit 4200 Individuen pro Hektar angegeben (BENNETT & GORMAN, 1979).

Haltung und Zucht:


Aufgrund der geringen Körpergröße ist Gonatodes antillensis gut in kleinen Terrarien mit einer Größe von 30x30x30 cm zu pflegen. Die Art kann nur pärchenweise oder einzeln gepflegt werden, eine Gruppenhaltung mit mehreren Weibchen oder gar Männchen ist nicht möglich. Entsprechend der Habitatsinformationen ist das Terrarium als Trockenterrarium zu gestalten. Als Bodengrund dient Sand und die Wände sollten verkleidet werden, um den Aktionsradius der Tiere zu vergrößern. Hierfür bietet sich eine Felsoptik aus Fliesenkleber an. Senkrecht und waagerecht eingebrachte Rindenstücke sowie aufgeschichtete Steine und Steinplatten dienen als Versteck- und Sitzplätze. Die Bepflanzung kann aus trockenheitsliebenden Pflanzen, wie Euphorbien, Kakteen oder Tillandsien bestehen. Eine kleine Wasserschüssel steht den Tieren ständig zur Verfügung sowie während der Reproduktion eine Schale mit zerstoßener Eierschale.
Als Grundbeleuchtung kann eine aufliegende handelsübliche Leuchtstoffröhre mit Tageslichtspektrum dienen. Die Erhöhung der Temperatur auf tagsüber etwa 32-34°C ermöglicht der Einsatz eines Spotstrahlers. Hierbei kann es sich um eine Reflektorglühbirne oder einen Halogenspot handeln. Hauptsache ist,  dass die Wattstärke an die Beckengröße angepasst wird, um die benötigten Temperaturen zu erreichen. Auch der Einsatz einer Heizmatte an einer Seitenwand oder unter einem Teil des Terrariumbodens ist möglich um die Temperatur zu steigern. Nachts sinken die Temperaturen auf 25°C. Wird dieser Wert weit unterschritten, so ist ein nächtlicher Einsatz einer Heizmatte angebracht. Eine erhöhte Luftfeuchtigkeit auf etwa 40-50% erreicht man durch leichtes Sprühen des Terrariums alle 2-3 Tage. Die Beleuchtungsdauer beträgt im Sommer 12 Stunden und wird im Winter auf 8 Stunden herabgesenkt. Die Temperatur kann in den Wintermonaten ebenfalls um 5°C reduziert werden. Gleichzeitig wird im Winter etwas häufiger gesprüht um eine leichte Regenzeit zu simulieren. Gefüttert werden adulte Gonatodes antillensis zwei Mal pro Woche möglichst abwechslungsreich mit Invertebraten in geeigneter Größe (Grilllen, Bohnenkäfern, Drosophila, Erbsenblattläusen, Asseln, Ofenfischen), welche jedes zweite Mal mit einem Vitamin- Mineralstoff-Präparat (Nekton MSA, ReptiVite, Korvimin ZVT+Reptile) bestäubt werden.
Hält man ein harmonierendes Pärchen von Gonatodes antillensis, dann werden diese im Frühjahr, nach simulierter Regenzeit, zur Paarung schreiten. Drei Wochen später setzt das Weibchen ein Einzelei an einen geschützten, trockenen Ort ab. Gerne werden schräg ins Terrarium eingebrachte Stängelsegmente vom Japanischen Riesenknöterich angenommen, aber auch unter Rindenstücke oder zwischen Steine werden die Gelege abgesetzt. Die Eier werden zur besseren Kontrolle dem Terrarium entnommen und bei erhöhter Luftfeuchtigkeit, aber auf trockenem Untergrund bei Temperaturen von 28-30°C im Inkubator ausgebrütet. Nach 75-100 Tagen schlüpfen die Jungtiere mit einer Gesamtlänge von etwa 3,4-3,6 cm. Diese lassen sich gut in Kleinstterrarien, in denen die klimatischen Bedingungen und die Einrichtung dem Elternterrarium gleicht, aufziehen. Gefüttert wird möglichst abwechslungsreich mit kleinen Insekten (Grillen, Ofenfische, Erbsenblattläuse, Drosophila) und kleinen Asseln. Die Futtertiere werden jedes Mal mit einem Vitamin-Mineralstoff-Präparat (Nekton MSA, ReptiVite, Korvimin ZVT+Reptile) bestäubt. Eine gemeinsame Aufzucht mehrerer gleichgroßer Jungtiere von Gonatodes antillensis ist genauso möglich, wie die Aufzucht zusammen mit Sphaerodactylus-Arten oder anderer Gonatodes-Arten. Männchen färben sich sehr frühzeitig um - etwa ab einem Alter von drei Monaten ist bereits der gelbe Kopf zu erkennen. Ab diesem Zeitpunkt sollte man die Männchen getrennt voneinander aufziehen. Mit einem Jahr sind die Nachzuchten ausgewachsen und bereit zur weiteren Zucht.
Bei Gonatodes antillensis handelt es sich um einen außergewöhnlichen Vertreter der Gattung Gonatodes. Obwohl sie als nachtaktiv gelten, so sitzen die Tiere tagsüber die meiste Zeit offen im Terrarium und lassen sich ungestört beobachten. Selbst beim Öffnen des Terrariums ergreifen sie nicht hektisch die Flucht, sondern beobachten den Pfleger weiterhin neugierig. Die Männchen zeigen nicht nur zur Balz sondern durchwegs ihre schönsten Farben und auch die Weibchen sind prächtig gezeichnet. Diese Art ist zwar noch selten in den Terrarien in Europa anzutreffen, aber aufgrund ihres bemerkenswerten Verhaltensrepertoire steigt die Zahl interessierter Halter stetig.

Literatur:


- Bennett, A. F. & Gorman, G. C. (1979): Population Density and Energetics of Lizards on a Tropical Island. Oecologia (Berl.) 42, 339-358.

Text und Fotos: Dennis Hluschi, Leipzig

Gonatodes antillensis (Male)

Gonatodes antillensis (Female)

Gonatodes antillensis (Pair)

Gonatodes antillensis (Hatchling)

Gonatodes antillensis (Hatchling)

Gonatodes antillensis (Juvenile)

Gonatodes antillensis (Semiadult Male)

Gonatodes antillensis (Terrarium)